Weißmacherballade #2

Da, seht, der fleißige Student
steht hinterm Tresen, nicht davor,
auf seinem Weg ins Establishment
Kellnern, Knüppeln, Bachelor.
Verbindlichkeiten hinterher;
seine Work-Life-Priorität,
Investitionen, Pflicht und Kür
für die Employability,
am Wochenende Mensaparty.
Und hat sein Lebtag nicht gefragt,
warum er diesen Schwachsinn macht.

Hemden bügeln, Hausarbeit,
täglich kotzen überm Klo
für Übergang und Auslandszeit,
Praktikum in Gütersloh.
Flexibel bei den Wunschoptionen;
Trüffel schnüffeln im Think Tank,
Schwanzwedeln im Feuilleton,
Stöckchen holen, Deutsche Bank,
am geilsten, klar, wäre Max Planck.
Und hat sein Lebtag nicht gefragt,
warum er diesen Schwachsinn macht.

Nur die Orchideenpenner,
ohne Ahnung in Flip-Flops,
genau wie die Qua-Geburt-Gewinner,
mit Herrschaftswissen im Rucksack,
die träumen noch von Barrikaden,
Bullen, Knüppel, Tränengas,
nutzlos wie die Käsemaden,
spielen Aufstand, finden’s krass.
Für die, da hat er echt nur Hass!

Geschafft beim dritten Gabeltest:
Anzugsposten bei Persil.
Gegen Grauschleier und Kragenspeck
und für den neuen Lebensstil
textet er sich um den Verstand,
gibt alles für Produkt und Team,
fällt dann im Fitness-Club vom Band,
ist tot und seine Hinterbliebenen,
Eltern, Auto, Meerschweinchen,
die haben ihn sein Lebtag nicht gefragt,
warum er diesen Schwachsinn macht.